Sonntag, 16. September 2018

Kapitel 3 - Das Geschenk

-Alle-
Zieg öffnete seine schmerzenden Augen, und versuchte sich zu orientieren. Dabei erspähte er mit verschwommenem Blick eine Person, die in der Nähe der Tür mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. Doch noch bevor er die Gestalt fokussieren konnte, vernahm er eine wohl bekannte Stimme an seiner Seite. "Du musst damit aufhören" sprach Erin sanft "Du wirst dich irgendwann noch umbringen. Vorausgesetzt SIE kommen dir nicht zuvor."
Zieg schaute sie kurz ungläubig an, und blickte dann erneut in Richtung Tür. Bei der Person an der Wand handelte es sich um Devon. Wie konnte es auch anders sein. Dieser Kerl wich ja nicht mehr von Erins Seite, seit sie ihn damals aufgelesen hatte. Devon sah Zieg böse an, doch ohne ihm weiter Beachtung zu schenken wandte er sich wieder Erin zu, die sich von dem Stuhl neben dem Bett erhoben hatte und dabei war, das Bett zu umkreisen um an Devons Seite stehen zu bleiben.
"Ich will das du mit uns zurück kommst" sprach sie in bestimmendem Tonfall und fixierte Zieg mit festem Blick.
(Das wird nicht passieren) dachte er sich und begann sich im Raum umzuschauen, welcher sich als Krankenhaus Zimmer herausstellte. "Du wirst hier kein Spiegel finden!" sprach Devon harsch. Aber innerlich hätte Zieg auch nicht damit gerechnet. Sie kannten ihn schließlich. Ihn und seine Fähigkeiten.
Es klopfte an der Tür.
Es war der Junge, den Zieg vor kurzem an seiner Haustür gesehen hatte.
Er betrat den Raum und ging zielgerichtet an Devon und Erin vorbei auf das Bett zu, in dem Zieg noch immer lag.
Zwinkernd begann er zu reden. "Hallo Nachbar. Ich habe gesehen wie sie in der Stadt von einem Krankenwagen weggebracht wurden und ich wollte mal schauen wie es ihnen geht." Während er das sagte und sich an das Fußende des Bettes setzte, öffnete er seine Jacke ein Stück, und gab damit den Blick auf einen Handspiegel, und den seltsamen Gegenstand frei, den Zieg von Aphelion bekommen hatte.
Sanft lächelnd wendete Zieg sich den beiden anderen zu "Würdet ihr uns ein paar Minuten geben? Ich will mich wenigstens verabschieden." sagte er und der Junge gab sein bestes "Warum verabschieden?" Gesicht.
Erin zögerte kurz, nickte und verließ mit Devon den Raum.
Kaum war die Tür geschlossen, da schoss es aus Zieg nur so heraus "Woher weißt du davon? Und woher hast du das? Wie bist du an den Gegenstand gekommen?".
Der Junge sah ihn grinsend an. "Ich hab dich beobachtet! Eine ganze Weile schon. Ich habe dir den Gegenstand abgenommen, während die Friseurin den Krankenwagen rief und wollte ihn eigentlich behalten, um ihn zu untersuchen, habe mich aber umentschieden, nachdem die beiden da draußen kamen und ich sie belauscht hatte" sagte er, und fügte hinzu "Ach und übrigens, mein Name ist Joshua. Aber du kannst mich auch Josh nennen"
"Ich bin dir was Schuldig!" versprach Zieg und nahm dankbar die beiden Gegenstände entgegen. Er schnappte sich seine Klamotten, die er schnell überzog, und machte sich für die Zwischenwelt bereit. Zieg legte seine Hand wie schon so oft auf den kleinen Spiegel, und einen Augenblick später war er bereits auf der anderen Seite. Kaum dort angekommen sah er jedoch schon Devon.
(Dieser Mistkerl!) dachte Zieg während er sich daran erinnerte, dass Devon unter anderem die Fähigkeit besaß, Übertritte in die Zwischenwelt zu spüren und sich daran anheften zu können. "Deshalb bist du mit gekommen!" stellte Zieg lautstark fest "Und ich dachte schon, du hast mich einfach nur Vermisst."
Wortlos, und ohne eine Miene zu verziehen rannte Devon kampfbereit auf ihn zu.
Zieg nahm geistesgegenwärtig Aphelions Geschenk in die Hand, und benutzte es, noch bevor Devon ihn erreichen konnte. Auf der Stelle verlor Zieg den Halt, fiel durch den Boden und landete inmitten einer gewaltigen Wüste. Er erhob sich vom feinkörnigen Boden und schaute sich um. (Ringsum nur Sand, Sand und noch mehr Sand.) dachte Zieg (Oder etwa nicht?) Er glaubte etwas in der Ferne zu sehen und ging kurzerhand in dessen Richtung. Er hatte recht. Je weiter er ging, desto klarer sah er es. Eine Zeltstadt, in mitten des ewigen Sandes..