Mittwoch, 7. März 2018

Kapitel 2 - Glauben und Wissen

-Erin-
Erin's Augen weiteten sich, als sie die Unmengen an Gepäckstücken sah, die Devon ihr zusammen getragen hatte. Doch als sie ihn darauf ansprechen wollte, antwortete er nur entschlossen "Keine Sorge, Miss. Das ist nicht alles nur für sie. Ich werde sie selbstverständlich begleiten!". Noch bevor sie irgendetwas hätte erwidern können, verdeutlichte er "Ich hab ihnen damals geschworen, auf sie aufzupassen. Darüber hinaus, werden sie meine besonderen Fähigkeiten mehr als nur gut gebrauchen können". (Verdammt) dachte sie sich. (Wo er recht hat, hat er recht). Sie nickte ihm zu, und er begann das Gepäck nach draußen zu bringen, um es im Wagen zu verstauen.

-Zieg-
Zieg machte sich für seine nächste Mission bereit. Sein Ziel war diesmal eine junge Frau, der er in den letzten Tagen zufällig begegnet war. Ein leichtes ungutes kribbeln hatte ihn neugierig gemacht, und ließ ihn vermuten, dass es sich bei ihr ebenfalls um eine Besessene handelte. Um sicher zu gehen, hatte er vor, sich ihr heute zu nähern.
Zieg hatte bereits herausgefunden, dass sie als Frisöse tätig war, was die Sache stark erleichterte, denn so musste er sich nur einen Termin geben lassen, um ihr ohne Verdacht näher zu kommen. Und einen Haarschnitt hatte er eh dringend nötig.
Doch noch immer beschäftigte ihn die Begegnung in seinem Traum. Der Handabdruck war zwar längst nicht mehr zu sehen, aber er spürte ihn nach wie vor.

Als Zieg seine Vorbereitungen getroffen hatte, machte er sich auf dem Weg. Doch schon als er die Haustür des Mehrfamilienhauses öffnete, in dem seine Wohnung lag, wurde er von einem Jungen aufgehalten, der erschrocken zusammenzuckte, als Zieg ihm entgegen trat. "Was ist los?" fragte er den Jungen verwundert. Doch dieser war wie erstarrt.
(Keine Zeit für sowas...) dachte er sich, und schob den Jungen etwas bei Seite, um seinen Weg fortzusetzen.
Die restliche Strecke gestaltete sich glücklicherweise problemlos, so das er pünktlich zu seinem Termin ankam.
Das Zielobjekt war wie erhofft da, und führte ihn auch ohne längere Wartezeit zu einem der Friseurstühle, da sonst scheinbar im Moment tote Hose war.
Nach einem kurzen Beratungsgespräch, bei dem Zieg auch wieder dieses ungute Gefühl überkam, ging sie nach hinten, um ihm noch ein Glas Wasser zu organisieren. Er war so in Gedanken vertieft, dass er viel zu spät bemerkte, dass sich das Spiegelbild vor ihm verändert hatte. Als es ihm auffiel, war es bereits zu spät, denn eine Art Seil schnellte heraus, packte ihn, und zog ihn in einem Ruck in die Zwischenwelt.
Dort angekommen prallte er sehr unsanft auf den Boden. Doch so sehr er sich versuchte zu wehren, er konnte nicht aufstehen. Im Gegenteil. Das Seil schien sich immer weiter um ihn herum zu wickeln.
Ein abschätziges Kichern weckte seine Aufmerksamkeit, und er begann sich etwas umzusehen. (Da!!!) überkam es ihm, als er eine weiblich anmutende Gestalt entdeckte, die etwas erhöht auf einem der Schränke saß. Sie war stark geschminkt, und erinnerte ihn ein wenig an die Harley Quinn aus den alten Batman Comics. In ihrer Hand hielt sie das andere Ende des Seils, welches sich eher als eine Art Peitsche erwies. "Spar dir deine Kräfte" sprach sie leicht amüsiert "Hast du wirklich geglaubt, wir würden nicht mitbekommen, wenn ein Zwischenweltwanderer wie du, sich wie ein Tier auf unseres gleichen stürzt?" (Verdammt) dachte sich Zieg. Er hatte befürchtet, dass dieser Tag irgendwann kommen könnte.
"Beruhig dich" sprach sie grinsend weiter "Ich, Aphelion_wiserose, werde zwar nicht zulassen, dass du meinem Menschlein ein Haar krümmst, aber ich habe auch nicht vor, dich jetzt und hier zu vernichten". Sie sprang gekonnt von dem Schrank, und hockte sich lächelnd neben Ziegs Kopf. " Ich möchte dir lediglich etwas anbieten" fuhr sie fort, und ihr grinsen wurde so breit, dass ihm ein Schauer über dem Rücken lief. Sie sprach ungefragt weiter "Was willst du? Glauben, was du glaubst? Oder das Wissen, welches ich dir anbieten kann?"
Etwas verdutzt und leicht zynisch antwortete Zieg "Naja. Alles was du mir als Wissen verkaufen würdest, müsste ich dir glauben. Würde ich dann nicht eher Glaube gegen Glaube tauschen?"
Laut lachend, plumste Aphelion_wiserose rückwärts auf ihren Hintern.
"Das könnte man meinen" setzte sie die Unterhaltung amüsiert fort "aber ich biete dir nicht nur Worte an. Ich spreche davon, es dir mit eigenen Augen zu zeigen".
Verdutzt und auch neugierig fragte er nach dem "Wie?"
Das wollte sie hören! Ihre Gestalt änderte sich zu der einer riesigen Katze, und auf sehr skurrile Art und weise begann sie einen Gegenstand hoch zu würgen, als wolle sie ein Fellball auskotzen.
Der Gegenstand klatsche blutverschmiert unweit von Zieg auf den Boden, wobei es sich eher um menschliches Blut zu handeln schien, und Aphelion_wiserose begann sich wieder zurück zu verwandeln.
Sie hob den Gegenstand auf, säuberte ihn ein wenig, schob ihn in Ziegs Tasche und sagte mit einem funkeln in den Augen "Dies, ist ein Einwegschlüssel in UNSERE Welt. Wenn du das nächste mal in der Zwischenwelt bist, zerschmettere ihn, und du gelangst hinein. Suche dort nach Dabaara. Er ist der, der mich geschickt hat, und er ist der, der die Antworten hat".
Mürrisch antwortete Zieg "Und jetzt lässt du mich gehen? Wer sagt dir, dass ich deinen Menschlichen Wirt nicht trotzdem erledige?"
Wieder begann Aphelion_wiserose laut zu lachen.
"Weißt du eigentlich wie lange du jetzt schon hier bist, und mit deinen Fesseln kämpfst? Mich würde wundern, wenn du draußen überhaupt noch stehen könntest!"
Mit schier unbeschreiblicher Leichtigkeit schwang sie die Peitsche samt Zieg herum, und schleuderte ihn durch den selben Spiegel, durch dem er gezogen worden war, und das letzte was er warnahm, war der Boden des Friseursalons, und die besogt anstürmende Frisöse.
Dann wurde alles schwarz, und er verlor das Bewusstsein...