Samstag, 3. Februar 2018

Kapitel 1 - Verbindungen

(Hinweis: vorher den Prolog lesen😉)

-Joshua-
Plötzliche Schreie rissen Joshua aus seinen Tagträumen.
Als er jedoch von der Bank aufstand, um sich der panischen Masse zuzuwenden, entdeckte er im Augenwinkel ein leichtes Schimmern. Er sah hin. Doch wo er meinte das Schimmern vernommen zu haben, stand nur ein komischer Typ, der gerade den Spiegel eines parkenden Autos betatschte, und Blut spuckte. Josh ging weiter auf die Straße.
Einige Leute suchten zügig das Weite, während andere wiederum sich um einem am Boden liegenden Mann scharrten, dem ein Pfeil aus dem Halse ragte. Er war tot, und das Blut sammelte sich unter seinem leblosen Körper. Joshua erkannte gleich, das er dieses Bild schon einmal gesehen hatte. Damals, vor etwa 6 Jahren, als ihm seine Pflegeeltern gewaltsam genommen wurden. Er hatte sie zwar eh nicht sonderlich gut leiden können, aber alles in allem waren sie schon OK gewesen. Schließlich hatten versucht, ihm so gut wie möglich eine Art von Zuhause zu bieten. Inzwischen war er 15 Jahre alt. Und schon wieder eine neue Familie kam für ihn damals nicht in Frage. So lebte er die letzte Zeit auf der Straße. Anfangs hatte er noch versucht, mehr über den Mörder seiner Stiefeltern zu erfahren, doch nach dem alle Spuren ins nichts führten, gab er irgend wann auf.
Plötzlich erinnerte sich Joshua an Teile des Polizei Berichtes, in dem es hieß, am Spiegel zur Auffahrt wäre eine unbekannte Blutlache entdeckt worden. "Moment!" Er dachte an den Blut spuckenden Fremden am Auto Spiegel, und drehte sich um. Das Auto stand noch da, aber der Kerl war weg. Joshua ging um das Auto herum. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet. Doch auf der anderen Seite lag das ausgespuckte Blut. Gefolgt von einer Spur aus kleinen Bluttröpfchen, die vom Tatort wegführten.
"Alter", hörte Josh eine ihm bekannte Stimme hinter sich. "Sind deine Eltern nicht auch mit Pfeilen erschossen worden? Und jetzt bist du zufällig hier? Kein gutes Bild Digger. Echt kein gutes Bild."
Es war einer seiner, sagen wir mal Freunde, der sich von den anderen Gaffern gelöst hatte, um ihn grinsend anzusprechen.
"Ach, halt doch die Fresse" erwiderte Joshua knapp, konnte sich selbst aber auch ein Grinsen über die Situation nicht verkneifen.
Jedoch... sein Freund hatte recht, dachte er sich. Abgesehen davon gab es endlich eine Spur zu verfolgen.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um, und ging zügig der Blutspur nach, und der andere Junge widmete sich unterdessen wieder den Schaulustigen zu.

-Zieg-
Als Zieg am späten Abend in seine spärlich eingerichtete Wohnung zurück kam, schmiss er Jacke und Bogen in eine Ecke, und ließ sich erschöpft auf seine Couch fallen. Ein gewaltiger Schreck durchzog seinen Körper, als plötzlich die Nachbarskatze neben ihm landete, und ihn mit fragendem Blick anstarrte.
"Na kleiner Mann. Da hast du mir aber einen ordentlichen Schrecken eingejagt" begann Zieg mit dem Kater zu sprechen. "Und um deinem fragendem Blick zu beantworten... Alles in Ordnung. Mir gehts gut." Während er das sagte, hatte er bereits angefangen das kleine Köpfchen des Tieres zu streicheln, woraufhin der Kater genussvoll eben diesen in Ziegs Handfläche drückte, und zu schnurren begann.
Zieg fielen seine eigenen Arme auf, die aussahen wie aufgeplatzte Bockwürstchen, aus denen noch ein wenig Blut hervor kam.
"Zeit für ein Bad" murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu seinem tierischem Besucher, und brach die Streicheleinheiten ab, um ins Badezimmer zu schlendern. Auf dem Weg dorthin kam er am offenem Fester vorbei, welches wohl als Eingang des Katers gedient hatte. Zieg drehte sich zu dem Stubentieger um, zeigte auf das Fenster und sprach lächelnd "Du findest alleine wieder raus oder?"

Als Zieg sich in die gefüllte Badewanne hinabsinken ließ, brannten die neuen Wunden wie Feuer, so das er sich schmerzhaft auf die Lippen beißen musste.
Die Zwischenwelt ist tückisch.
Sie zehrt an jenen, die nicht da sein dürften. Aber da die Zeit darin still steht, merkt man rein gar nichts davon. Erst wenn man sie wieder verlässt, prasseln alle Schäden gleichzeitig auf einen ein. Und je länger man in der Zwischenwelt war, desto mehr Schäden sammelten sich. Dies konnte für unwissende sogar leicht den Tod bedeuten.
Mit diesen Gedanken, und dem langsam nachlassenden Schmerzen, schlief Zieg im warmen Wasser ein.
Und da war er wieder, dieser Traum. Jedes mal träumte er von der anderen Seite, und von IHR, wenn er aus der Zwischenwelt zurück gekommen war. Von dieser Frau. Weder jung, noch alt. Weder schön, noch hässlich. Faszinierend! wäre wohl das einzigste Wort, welches ihr auch nur annähernd gerecht würde. Zieg wusste nichts über sie. War sie über haupt echt? Er wusste nur, er wollte sie haben. Wollte jeden Zentimeter ihrer Haut erkunden, welche so weiß war, das selbst frischer Schnee neben ihr Schmutzig wirken müsste. Das kribbeln, das Zieg eigentlich nur in der Nähe von Dämonen verspürte machte ihn fertig. Wie konnte so ein Wesen, nur eine so Dämonische Aura besitzen?
Sie machte langsame Schritte in seine Richtung, mit einem Blick, so gütig und freundlich, dass es ihm das Herz erwärmte. Mit jedem Schritt den sie ging stieg sein Verlangen, und erreichte seinen Höhepunkt, als sie direkt vor ihm stand, und seine Brust mit ihren unglaublich sanften Händen berührte. Doch bevor Zieg auch nur im stande gewesen wäre darauf zu reagieren, stieß sie ihn mit unglaublicher Kraft durch den hinter ihm stehenden Spiegel, und er erwachte.
Das Wasser war bereits kalt. Doch Zieg realisierte dies kaum. Zu gebannt, fixierten seine Augen den Handabdruck, der sich auf seiner Brust abzeichnete.