Sonntag, 21. Oktober 2018

Kapitel 4 - Vergangenheit

-Erin/Joshua-

"Er ist entkommen", schnaufte Devon frustriert, während er Joshua mit einem Stoß in Erins Arme beförderte. "Der Junge hat ihm geholfen" sprach er weiter und belegte ihn mit einem bösem Blick. "Schon gut", richtete sich Erin an den verunsichert wirkenden Jungen "Wir werden dir nichts tun. Aber wir hätten da schon ein paar Fragen", schmunzelte sie und die Anspannung fiel ein wenig von Joshua ab.
Während sich die beiden ausgiebig unterhielten hätte Devon eigentlich daran denken müssen, wie Zieg bloß entkommen konnte. Doch seine Gedanken waren wieder bei Erin. Er sah sie an und die ganze Welt war still geworden. Sie redete zwar noch mit dem Jungen und er sah ihre Lippen sich bewegen, aber sämtliche Geräusche hatte er bereits ausgeblendet.
Er musste an damals denken. Daran wie er sie und Daniel damals kennenlernt hatte. Erin hatte schon eine schwere Zeit gehabt. Sie hatte schon als kleines Kind das Gefühl gehabt, fremdbestimmt zu sein. Hörte flüsternd Stimmen, die ihr rieten was sie zu tun hatte. Und es wurden immer mehr. Oft hatte sie das Gefühl, dass die Stimmen genau dann mehr wurden, wenn sie andere Menschen "berührte". Erst später stellte sich heraus, wie sehr es stimmte. Mit 18 wurde sie von ihrem damaligen gewalttätigem Freund niedergestochen und wäre beinahe gestorben. Von da an änderte sich ihr gesamtes Leben. Erin hatte mal erzählt, dass sie damals zum ersten Mal, sterbend in der Zwischenwelt, ihre Dämonen sah. Wie sie sich gierig an sie klammerten, aber auch versuchten sie ins Leben zurückzudrücken. Ihnen war es vermutlich sogar zu verdanken, dass sie so lange noch durch hielt und überlebte. Als sie später dann das Krankenhaus verlassen durfte, begann sie gleich zu recherchieren, über das was sie gesehen und erlebt hatte. Und in einem ganz besonderem Chatroom lernte sie dann Daniel kennen. Ein charismatischer junger Mann, der sich für Dämonen und Exorzismus interessierte. Er erklärte ihr ihre besondere Gabe, wie er es nannte. Sagte ihr, dass sie eine der wenigen wäre, die durch Berührungen allein, die Dämonen und Stimmen der anderen in sich aufsaugen könnte. Sie in sich sammeln könnte. Daniel bestärkte Erin dabei, ihre Gabe zu nutzen, um so viele Dämonen wie möglich in sich aufzunehmen und die Menschheit so, ein Stück weit vor den dunklen Mächten zu beschützen. Was für ein Bullshit. Es klappte zwar, aber die Stimmen brachten Erin fast um den Verstand. Sie schrien immer lauter und wilder durcheinander in ihr auf. Sie drohte zusammen zu brechen. Wollte aufgeben. Doch Daniel hatte andere Pläne. Denn was Erin nicht wusste, war das Daniel vorhatte sie massiv mit Dämonen zu füllen, um diese bei einem sehr speziellem Opferritual zu befreien und auf die Welt loszulassen. Devon, der Erin damals nur zufällig begegnete, hatte ihre starke und überfüllte Präsenz so stark gespürt, dass es seinen ersten Sprung in die Zwischenwelt auslöste. Als er auf der anderen Seite damals diese Masse an Kreaturen gesehen hatte, die an ihr hafteten, schrie er panisch auf, was ein sterben der Dämonen auslöste. Devons überraschend vielseitigen Kräfte waren schon von Anfang an außergewöhnlich gewesen, aber er wusste noch wie erschöpft und zerstört er damals wieder in die normale Welt zurückgefallen war.
Erin verstand direkt, was Devon für sie getan haben musste. Die Stimmen in ihr waren großteils verschwunden. Wieder klaren Gedanken folgend kümmerte sie sich um Devon und pflegte ihn gesund. Als sie Daniel von der ganzen Sache berichtete, war dieser außer sich vor Wut und seine Fassade fiel. Er ging mit einem Messer auf Erin los und sie war erstarrt vor Angst. Zu sehr kamen die Erinnerungen hoch von dem Moment, wo sie schon einmal fast gestorben war. Nur hatte sie diesmal keine Dämonen mehr, die sie beschützten.
Blanke Ironie.
Aber Devon hatte alles mitbekommen und kurzen Prozess mit Daniel gemacht. Ein gezielter Schlag mit einer Bronzefigur hatte ausgereicht.
Seit dem waren Devon und Erin zusammen unterwegs.
"Devon?" wurde er von Erins besorgter Stimme aus seinen Gedanken gezogen "Hast du das gehört?" harkte sie nach. "Verzeih. Nein. Ich war in Gedanken." antwortete Devon wahrheitsgemäß. Gütig wie immer sprach Erin lächelnd "Typisch Devon. Immer so nah und doch so fern". Sie zwinkerte Joshua zu und fuhr fort "Joshua hat Zieg einen Gegenstand überreicht, der nichts Gutes bedeutet", und ihre Mine verdunkelte sich. "Zieg ist nicht irgendwo hin entkommen.", sprach sie ernst, "Er ist vermutlich gerade in der Hölle..."




Sonntag, 16. September 2018

Kapitel 3 - Das Geschenk

-Alle-
Zieg öffnete seine schmerzenden Augen, und versuchte sich zu orientieren. Dabei erspähte er mit verschwommenem Blick eine Person, die in der Nähe der Tür mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. Doch noch bevor er die Gestalt fokussieren konnte, vernahm er eine wohl bekannte Stimme an seiner Seite. "Du musst damit aufhören" sprach Erin sanft "Du wirst dich irgendwann noch umbringen. Vorausgesetzt SIE kommen dir nicht zuvor."
Zieg schaute sie kurz ungläubig an, und blickte dann erneut in Richtung Tür. Bei der Person an der Wand handelte es sich um Devon. Wie konnte es auch anders sein. Dieser Kerl wich ja nicht mehr von Erins Seite, seit sie ihn damals aufgelesen hatte. Devon sah Zieg böse an, doch ohne ihm weiter Beachtung zu schenken wandte er sich wieder Erin zu, die sich von dem Stuhl neben dem Bett erhoben hatte und dabei war, das Bett zu umkreisen um an Devons Seite stehen zu bleiben.
"Ich will das du mit uns zurück kommst" sprach sie in bestimmendem Tonfall und fixierte Zieg mit festem Blick.
(Das wird nicht passieren) dachte er sich und begann sich im Raum umzuschauen, welcher sich als Krankenhaus Zimmer herausstellte. "Du wirst hier kein Spiegel finden!" sprach Devon harsch. Aber innerlich hätte Zieg auch nicht damit gerechnet. Sie kannten ihn schließlich. Ihn und seine Fähigkeiten.
Es klopfte an der Tür.
Es war der Junge, den Zieg vor kurzem an seiner Haustür gesehen hatte.
Er betrat den Raum und ging zielgerichtet an Devon und Erin vorbei auf das Bett zu, in dem Zieg noch immer lag.
Zwinkernd begann er zu reden. "Hallo Nachbar. Ich habe gesehen wie sie in der Stadt von einem Krankenwagen weggebracht wurden und ich wollte mal schauen wie es ihnen geht." Während er das sagte und sich an das Fußende des Bettes setzte, öffnete er seine Jacke ein Stück, und gab damit den Blick auf einen Handspiegel, und den seltsamen Gegenstand frei, den Zieg von Aphelion bekommen hatte.
Sanft lächelnd wendete Zieg sich den beiden anderen zu "Würdet ihr uns ein paar Minuten geben? Ich will mich wenigstens verabschieden." sagte er und der Junge gab sein bestes "Warum verabschieden?" Gesicht.
Erin zögerte kurz, nickte und verließ mit Devon den Raum.
Kaum war die Tür geschlossen, da schoss es aus Zieg nur so heraus "Woher weißt du davon? Und woher hast du das? Wie bist du an den Gegenstand gekommen?".
Der Junge sah ihn grinsend an. "Ich hab dich beobachtet! Eine ganze Weile schon. Ich habe dir den Gegenstand abgenommen, während die Friseurin den Krankenwagen rief und wollte ihn eigentlich behalten, um ihn zu untersuchen, habe mich aber umentschieden, nachdem die beiden da draußen kamen und ich sie belauscht hatte" sagte er, und fügte hinzu "Ach und übrigens, mein Name ist Joshua. Aber du kannst mich auch Josh nennen"
"Ich bin dir was Schuldig!" versprach Zieg und nahm dankbar die beiden Gegenstände entgegen. Er schnappte sich seine Klamotten, die er schnell überzog, und machte sich für die Zwischenwelt bereit. Zieg legte seine Hand wie schon so oft auf den kleinen Spiegel, und einen Augenblick später war er bereits auf der anderen Seite. Kaum dort angekommen sah er jedoch schon Devon.
(Dieser Mistkerl!) dachte Zieg während er sich daran erinnerte, dass Devon unter anderem die Fähigkeit besaß, Übertritte in die Zwischenwelt zu spüren und sich daran anheften zu können. "Deshalb bist du mit gekommen!" stellte Zieg lautstark fest "Und ich dachte schon, du hast mich einfach nur Vermisst."
Wortlos, und ohne eine Miene zu verziehen rannte Devon kampfbereit auf ihn zu.
Zieg nahm geistesgegenwärtig Aphelions Geschenk in die Hand, und benutzte es, noch bevor Devon ihn erreichen konnte. Auf der Stelle verlor Zieg den Halt, fiel durch den Boden und landete inmitten einer gewaltigen Wüste. Er erhob sich vom feinkörnigen Boden und schaute sich um. (Ringsum nur Sand, Sand und noch mehr Sand.) dachte Zieg (Oder etwa nicht?) Er glaubte etwas in der Ferne zu sehen und ging kurzerhand in dessen Richtung. Er hatte recht. Je weiter er ging, desto klarer sah er es. Eine Zeltstadt, in mitten des ewigen Sandes..






Mittwoch, 7. März 2018

Kapitel 2 - Glauben und Wissen

-Erin-
Erin's Augen weiteten sich, als sie die Unmengen an Gepäckstücken sah, die Devon ihr zusammen getragen hatte. Doch als sie ihn darauf ansprechen wollte, antwortete er nur entschlossen "Keine Sorge, Miss. Das ist nicht alles nur für sie. Ich werde sie selbstverständlich begleiten!". Noch bevor sie irgendetwas hätte erwidern können, verdeutlichte er "Ich hab ihnen damals geschworen, auf sie aufzupassen. Darüber hinaus, werden sie meine besonderen Fähigkeiten mehr als nur gut gebrauchen können". (Verdammt) dachte sie sich. (Wo er recht hat, hat er recht). Sie nickte ihm zu, und er begann das Gepäck nach draußen zu bringen, um es im Wagen zu verstauen.

-Zieg-
Zieg machte sich für seine nächste Mission bereit. Sein Ziel war diesmal eine junge Frau, der er in den letzten Tagen zufällig begegnet war. Ein leichtes ungutes kribbeln hatte ihn neugierig gemacht, und ließ ihn vermuten, dass es sich bei ihr ebenfalls um eine Besessene handelte. Um sicher zu gehen, hatte er vor, sich ihr heute zu nähern.
Zieg hatte bereits herausgefunden, dass sie als Frisöse tätig war, was die Sache stark erleichterte, denn so musste er sich nur einen Termin geben lassen, um ihr ohne Verdacht näher zu kommen. Und einen Haarschnitt hatte er eh dringend nötig.
Doch noch immer beschäftigte ihn die Begegnung in seinem Traum. Der Handabdruck war zwar längst nicht mehr zu sehen, aber er spürte ihn nach wie vor.

Als Zieg seine Vorbereitungen getroffen hatte, machte er sich auf dem Weg. Doch schon als er die Haustür des Mehrfamilienhauses öffnete, in dem seine Wohnung lag, wurde er von einem Jungen aufgehalten, der erschrocken zusammenzuckte, als Zieg ihm entgegen trat. "Was ist los?" fragte er den Jungen verwundert. Doch dieser war wie erstarrt.
(Keine Zeit für sowas...) dachte er sich, und schob den Jungen etwas bei Seite, um seinen Weg fortzusetzen.
Die restliche Strecke gestaltete sich glücklicherweise problemlos, so das er pünktlich zu seinem Termin ankam.
Das Zielobjekt war wie erhofft da, und führte ihn auch ohne längere Wartezeit zu einem der Friseurstühle, da sonst scheinbar im Moment tote Hose war.
Nach einem kurzen Beratungsgespräch, bei dem Zieg auch wieder dieses ungute Gefühl überkam, ging sie nach hinten, um ihm noch ein Glas Wasser zu organisieren. Er war so in Gedanken vertieft, dass er viel zu spät bemerkte, dass sich das Spiegelbild vor ihm verändert hatte. Als es ihm auffiel, war es bereits zu spät, denn eine Art Seil schnellte heraus, packte ihn, und zog ihn in einem Ruck in die Zwischenwelt.
Dort angekommen prallte er sehr unsanft auf den Boden. Doch so sehr er sich versuchte zu wehren, er konnte nicht aufstehen. Im Gegenteil. Das Seil schien sich immer weiter um ihn herum zu wickeln.
Ein abschätziges Kichern weckte seine Aufmerksamkeit, und er begann sich etwas umzusehen. (Da!!!) überkam es ihm, als er eine weiblich anmutende Gestalt entdeckte, die etwas erhöht auf einem der Schränke saß. Sie war stark geschminkt, und erinnerte ihn ein wenig an die Harley Quinn aus den alten Batman Comics. In ihrer Hand hielt sie das andere Ende des Seils, welches sich eher als eine Art Peitsche erwies. "Spar dir deine Kräfte" sprach sie leicht amüsiert "Hast du wirklich geglaubt, wir würden nicht mitbekommen, wenn ein Zwischenweltwanderer wie du, sich wie ein Tier auf unseres gleichen stürzt?" (Verdammt) dachte sich Zieg. Er hatte befürchtet, dass dieser Tag irgendwann kommen könnte.
"Beruhig dich" sprach sie grinsend weiter "Ich, Aphelion_wiserose, werde zwar nicht zulassen, dass du meinem Menschlein ein Haar krümmst, aber ich habe auch nicht vor, dich jetzt und hier zu vernichten". Sie sprang gekonnt von dem Schrank, und hockte sich lächelnd neben Ziegs Kopf. " Ich möchte dir lediglich etwas anbieten" fuhr sie fort, und ihr grinsen wurde so breit, dass ihm ein Schauer über dem Rücken lief. Sie sprach ungefragt weiter "Was willst du? Glauben, was du glaubst? Oder das Wissen, welches ich dir anbieten kann?"
Etwas verdutzt und leicht zynisch antwortete Zieg "Naja. Alles was du mir als Wissen verkaufen würdest, müsste ich dir glauben. Würde ich dann nicht eher Glaube gegen Glaube tauschen?"
Laut lachend, plumste Aphelion_wiserose rückwärts auf ihren Hintern.
"Das könnte man meinen" setzte sie die Unterhaltung amüsiert fort "aber ich biete dir nicht nur Worte an. Ich spreche davon, es dir mit eigenen Augen zu zeigen".
Verdutzt und auch neugierig fragte er nach dem "Wie?"
Das wollte sie hören! Ihre Gestalt änderte sich zu der einer riesigen Katze, und auf sehr skurrile Art und weise begann sie einen Gegenstand hoch zu würgen, als wolle sie ein Fellball auskotzen.
Der Gegenstand klatsche blutverschmiert unweit von Zieg auf den Boden, wobei es sich eher um menschliches Blut zu handeln schien, und Aphelion_wiserose begann sich wieder zurück zu verwandeln.
Sie hob den Gegenstand auf, säuberte ihn ein wenig, schob ihn in Ziegs Tasche und sagte mit einem funkeln in den Augen "Dies, ist ein Einwegschlüssel in UNSERE Welt. Wenn du das nächste mal in der Zwischenwelt bist, zerschmettere ihn, und du gelangst hinein. Suche dort nach Dabaara. Er ist der, der mich geschickt hat, und er ist der, der die Antworten hat".
Mürrisch antwortete Zieg "Und jetzt lässt du mich gehen? Wer sagt dir, dass ich deinen Menschlichen Wirt nicht trotzdem erledige?"
Wieder begann Aphelion_wiserose laut zu lachen.
"Weißt du eigentlich wie lange du jetzt schon hier bist, und mit deinen Fesseln kämpfst? Mich würde wundern, wenn du draußen überhaupt noch stehen könntest!"
Mit schier unbeschreiblicher Leichtigkeit schwang sie die Peitsche samt Zieg herum, und schleuderte ihn durch den selben Spiegel, durch dem er gezogen worden war, und das letzte was er warnahm, war der Boden des Friseursalons, und die besogt anstürmende Frisöse.
Dann wurde alles schwarz, und er verlor das Bewusstsein...

Samstag, 3. Februar 2018

Kapitel 1 - Verbindungen

(Hinweis: vorher den Prolog lesen😉)

-Joshua-
Plötzliche Schreie rissen Joshua aus seinen Tagträumen.
Als er jedoch von der Bank aufstand, um sich der panischen Masse zuzuwenden, entdeckte er im Augenwinkel ein leichtes Schimmern. Er sah hin. Doch wo er meinte das Schimmern vernommen zu haben, stand nur ein komischer Typ, der gerade den Spiegel eines parkenden Autos betatschte, und Blut spuckte. Josh ging weiter auf die Straße.
Einige Leute suchten zügig das Weite, während andere wiederum sich um einem am Boden liegenden Mann scharrten, dem ein Pfeil aus dem Halse ragte. Er war tot, und das Blut sammelte sich unter seinem leblosen Körper. Joshua erkannte gleich, das er dieses Bild schon einmal gesehen hatte. Damals, vor etwa 6 Jahren, als ihm seine Pflegeeltern gewaltsam genommen wurden. Er hatte sie zwar eh nicht sonderlich gut leiden können, aber alles in allem waren sie schon OK gewesen. Schließlich hatten versucht, ihm so gut wie möglich eine Art von Zuhause zu bieten. Inzwischen war er 15 Jahre alt. Und schon wieder eine neue Familie kam für ihn damals nicht in Frage. So lebte er die letzte Zeit auf der Straße. Anfangs hatte er noch versucht, mehr über den Mörder seiner Stiefeltern zu erfahren, doch nach dem alle Spuren ins nichts führten, gab er irgend wann auf.
Plötzlich erinnerte sich Joshua an Teile des Polizei Berichtes, in dem es hieß, am Spiegel zur Auffahrt wäre eine unbekannte Blutlache entdeckt worden. "Moment!" Er dachte an den Blut spuckenden Fremden am Auto Spiegel, und drehte sich um. Das Auto stand noch da, aber der Kerl war weg. Joshua ging um das Auto herum. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet. Doch auf der anderen Seite lag das ausgespuckte Blut. Gefolgt von einer Spur aus kleinen Bluttröpfchen, die vom Tatort wegführten.
"Alter", hörte Josh eine ihm bekannte Stimme hinter sich. "Sind deine Eltern nicht auch mit Pfeilen erschossen worden? Und jetzt bist du zufällig hier? Kein gutes Bild Digger. Echt kein gutes Bild."
Es war einer seiner, sagen wir mal Freunde, der sich von den anderen Gaffern gelöst hatte, um ihn grinsend anzusprechen.
"Ach, halt doch die Fresse" erwiderte Joshua knapp, konnte sich selbst aber auch ein Grinsen über die Situation nicht verkneifen.
Jedoch... sein Freund hatte recht, dachte er sich. Abgesehen davon gab es endlich eine Spur zu verfolgen.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um, und ging zügig der Blutspur nach, und der andere Junge widmete sich unterdessen wieder den Schaulustigen zu.

-Zieg-
Als Zieg am späten Abend in seine spärlich eingerichtete Wohnung zurück kam, schmiss er Jacke und Bogen in eine Ecke, und ließ sich erschöpft auf seine Couch fallen. Ein gewaltiger Schreck durchzog seinen Körper, als plötzlich die Nachbarskatze neben ihm landete, und ihn mit fragendem Blick anstarrte.
"Na kleiner Mann. Da hast du mir aber einen ordentlichen Schrecken eingejagt" begann Zieg mit dem Kater zu sprechen. "Und um deinem fragendem Blick zu beantworten... Alles in Ordnung. Mir gehts gut." Während er das sagte, hatte er bereits angefangen das kleine Köpfchen des Tieres zu streicheln, woraufhin der Kater genussvoll eben diesen in Ziegs Handfläche drückte, und zu schnurren begann.
Zieg fielen seine eigenen Arme auf, die aussahen wie aufgeplatzte Bockwürstchen, aus denen noch ein wenig Blut hervor kam.
"Zeit für ein Bad" murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu seinem tierischem Besucher, und brach die Streicheleinheiten ab, um ins Badezimmer zu schlendern. Auf dem Weg dorthin kam er am offenem Fester vorbei, welches wohl als Eingang des Katers gedient hatte. Zieg drehte sich zu dem Stubentieger um, zeigte auf das Fenster und sprach lächelnd "Du findest alleine wieder raus oder?"

Als Zieg sich in die gefüllte Badewanne hinabsinken ließ, brannten die neuen Wunden wie Feuer, so das er sich schmerzhaft auf die Lippen beißen musste.
Die Zwischenwelt ist tückisch.
Sie zehrt an jenen, die nicht da sein dürften. Aber da die Zeit darin still steht, merkt man rein gar nichts davon. Erst wenn man sie wieder verlässt, prasseln alle Schäden gleichzeitig auf einen ein. Und je länger man in der Zwischenwelt war, desto mehr Schäden sammelten sich. Dies konnte für unwissende sogar leicht den Tod bedeuten.
Mit diesen Gedanken, und dem langsam nachlassenden Schmerzen, schlief Zieg im warmen Wasser ein.
Und da war er wieder, dieser Traum. Jedes mal träumte er von der anderen Seite, und von IHR, wenn er aus der Zwischenwelt zurück gekommen war. Von dieser Frau. Weder jung, noch alt. Weder schön, noch hässlich. Faszinierend! wäre wohl das einzigste Wort, welches ihr auch nur annähernd gerecht würde. Zieg wusste nichts über sie. War sie über haupt echt? Er wusste nur, er wollte sie haben. Wollte jeden Zentimeter ihrer Haut erkunden, welche so weiß war, das selbst frischer Schnee neben ihr Schmutzig wirken müsste. Das kribbeln, das Zieg eigentlich nur in der Nähe von Dämonen verspürte machte ihn fertig. Wie konnte so ein Wesen, nur eine so Dämonische Aura besitzen?
Sie machte langsame Schritte in seine Richtung, mit einem Blick, so gütig und freundlich, dass es ihm das Herz erwärmte. Mit jedem Schritt den sie ging stieg sein Verlangen, und erreichte seinen Höhepunkt, als sie direkt vor ihm stand, und seine Brust mit ihren unglaublich sanften Händen berührte. Doch bevor Zieg auch nur im stande gewesen wäre darauf zu reagieren, stieß sie ihn mit unglaublicher Kraft durch den hinter ihm stehenden Spiegel, und er erwachte.
Das Wasser war bereits kalt. Doch Zieg realisierte dies kaum. Zu gebannt, fixierten seine Augen den Handabdruck, der sich auf seiner Brust abzeichnete.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Prolog

-Zieg-
3... 2... 1... Feuer! Zieg's Pfeil bahnte sich blitzschnell seinen Weg aus dem geöffnetem Hotelzimmerfenster im zweiten Stock und durch die schattige Gasse bis hin zur nächst größeren Straße, wo er im Hals seines Opfers stecken blieb.
Noch während der Mann röchelnd auf die Knie ging, wendete sich Zieg mit einer geschmeidigen Drehung ab, warf sich den Bogen um und ging zügig auf den Spiegel zu, der an der Garderobe angebracht war.
Mit seiner linken Handfläche berührte er sachte die Oberfläche, und schloss seine Augen.
Als er sie wenige Sekunden später wieder öffnete, fand er sich auf der anderen Seite des Spiegels wieder. Die Zwischenwelt. Eine triste, gräuliche und zeitlose Kopie der Realität. In der Seelen von Mensch und Tier für den kurzen Moment verweilen, in dem sie sterben.
Ohne viel Zeit zu verlieren, rannte Zieg zum Fenster, schwang sich hindurch, und rutschte die Regenrinne hinab.
Unten angekommen sprintete er durch die Gasse, durch die zuvor sein Pfeil geflogen war, und kam an der großen Straße zum stehen.
Da war er... Der Dämon... Schätzungsweise einer der mittleren Klasse. Panisch versuchte dieser, sich an der sterbenden Hülle die er besetzt hatte festzukrallen. So unaufmerksam war es ein leichtes... In Zieg's rechter Hand materialisierte sich ein Silbernes Schwert. Rebellion. Zieg's Seelenwaffe. Nur hier in der Zwischenwelt, und in seinen Träumen, konnte Zieg es beschwören. Nur dort war seine Kraft stark genug. Mit einem gezieltem Hieb, trennte er nahezu mühelos den Kopf von den Schultern des Dämons, der daraufhin zuckend und strampelnd zu Boden ging.

Zieg dachte nach... Darüber was seine ehemalige Lehrmeisterin Erin, die Gründerin des Ordens, der ihn aufgelesen und unterrichtet hatte, zu ihm sagte, als er ihr von seiner Idee erzählte, Dämonen auf diese Weise zu töten, statt sie nur zu verbannen, oder in die Hölle zu jagen.
Erin hatte geschockt und wütend reagiert. "Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, das es OK sei, Lebewesen zu töten, nur um an die Dämonen ran zu kommen?!" hatte sie ihn angeblafft.
Doch sie hatte keine Ahnung.
Zieg hatte in seiner Kindheit schmerzhaft erfahren müssen, das es definitiv keinen anderen Weg gibt.
Seine Mutter verhielt sich immer seltsamer, wurde regelrecht Wahnsinnig. Niemand konnte ahnen, das ein Dämon dabei war Besitz von ihr zu ergreifen. Eines Tages tötete sie ihren Mann. Zieg's Vater. Danach war sie unmenschlich kreischend auf IHN los gegangen. Zieg tötete seine eigene Mutter in Notwehr, nur um anschließend festzustellen, das der Dämon sich direkt danach, die nächste hilflose Seele suchte, um sich nun dessen Körper zu bemächtigen... Den von Zieg's kleiner Schwester Zoe...

Seit dem war Zieg klar gewesen, das er so viele Dämonen wie möglich TÖTEN würde, solange er die Kraft dafür hätte. Koste es was es wolle! Seine besonderen Gaben als Zwischenweltwanderer kamen ihm dabei sehr entgegen.
Und der Erfolg gab ihm recht.
Bereits 73 Dämonen, die niemals wiederkehren würden!

-Erin-
Erin wachte schreckhaft auf, und fixierte die dunkle Gestalt, die vor ihrem Bett stand. Als diese zu sprechen begann, und sie Devon's Stimme erkannte, beruhigte sie sich jedoch rasch wieder. Zumindest, bis sie realisiert hatte, was er soeben gesagt hatte.
"Er hat es schon wieder getan..."
wiederholte Devon, und Besorgnis klang in seiner Stimme.
Erin wusste, das er Zieg meinte.
Sie würde sich um ihren fehlgeleiteten Ex Schüler kümmern müssen...